Geschichten schreiben
Ziehen Sie Ihre Notizen, Fotos oder sonstigen Hilfsmittel heran, um das Geschehen so präzise und detailliert wie möglich zu beschreiben. Zu Beginn jeder Beobachtung sollten Sie folgende Eckdaten festhalten:
- Datum,
- Name der beobachteten Kinder/des beobachteten Kindes mit Altersangabe,
- Beobachtender,
- Zeitdauer der Beobachtung,
- Ort der Beobachtung
Diese Daten sind wichtig, wenn die Beobachtungen genutzt werden, um Prozesse oder Entwicklungen der Kinder nachzuvollziehen. Außerdem erleichtern sie das Ordnen und Sortieren.
Darüber hinaus ist es sinnvoll, die Ausgangssituation zu Beginn jeder Wahrnehmenden Beobachtung kurz zu beschreiben und zu erläutern, wie Ihr Interesse auf die Situation gelenkt wurde. Dies ermöglicht es, die Beobachtung auch später noch in den passenden Kontext einzuordnen.
Mit Geschichten machen Sie Ihre Beobachtungen anderen Menschen zugänglich. Schreiben Sie eine Geschichte, mit der Sie die Leser in die Lage versetzen, nachzuvollziehen, was Sie wahrgenommen haben. Beschreiben Sie die beobachtete Situation so detailliert und anschaulich wie möglich. Achten Sie beim Schreiben darauf, nicht nur festzuhalten, was die Kinder getan haben, sondern vor allem, wie sie es getan haben. Schreiben Sie so, dass Menschen, die nicht an der Situation beteiligt waren, ein lebhaftes Bild davon erhalten.
Überlegen Sie, welche Informationen jemand braucht, um das Geschehene nachvollziehen zu können. Damit das Dokument alle für die Interpretation relevanten Informationen enthält, können Sie Adverbien benutzen, die die Qualität des kindlichen Tuns beschreiben. Sitzt ein Kind entspannt oder angespannt auf den Stuhl? Schaut es neugierig, aufmerksam oder gelangweilt? Woran wird das erkennbar?
Wenn Sie schreiben, dass ein Kind fröhlich wirkt, sollten Sie beschreiben, woran Sie das erkennen: Wie ist die Körperhaltung des Kindes? Was bringen Gestik und Mimik des Kindes zum Ausdruck? Wie geht es seinen Tätigkeiten nach? Was bringt es dabei zum Ausdruck? Woran wird das für Sie erkennbar? Welche Rolle spielen Sie im Geschehen?
Genauso sollten Sie sich nicht davor scheuen, Ihre eigenen Empfindungen und Wahrnehmungen aufzuschreiben. Worin zeigt sich Ihre Wut, wenn ein Kind ein Portfolio zerreißt? Wie kommt Ihr Ärger zum Ausdruck, wenn ein Kind alles ausräumt, was Sie gerade zuvor sorgsam eingeräumt haben? Oder worin spüren Sie Ihre Traurigkeit, wenn ein Kind zum Beispiel den ganzen Tag darauf wartet, von der Mama abgeholt zu werden? Würden Sie diese Informationen weglassen, so kann man unter Umständen nicht mehr erkennen, weshalb die Situation für Sie bedeutungsvoll war.
Im Dokument hat beides seinen Platz: das Beobachtete und seine Wirkung auf Sie. Wichtig ist jedoch, dass Sie Ihre Wahrnehmungen kenntlich machen und sich dessen bewusst sind, dass es Ihre Wahrnehmungen sind, nicht die des Kindes. Gerade wenn die Wahrnehmende Beobachtung als Grundlage für die Reflexion des eigenen pädagogischen Handelns genutzt werden soll, ist dies besonders wichtig.
Mit Ihrer Geschichte bringen Sie Wahrgenommenes in einen Sinnzusammenhang. Halten Sie die Geschichte dennoch für Variationen oder Veränderungen offen. Wenn Sie Ihre Perspektive im Team vorstellen, können die Kolleg*innen weitere Perspektiven hinzufügen. Durch das Kombinieren verschiedener Perspektiven kann sich die Geschichte verändern oder erweitern.
Bereits das (Be-)Schreiben ist ein Reflexionsprozess, da Sie sich die Situation noch einmal genau vergegenwärtigen, um sie in Worte zu fassen. Dabei merken Sie, wie aufmerksam Sie in der Situation waren (oder auch nicht waren) und wie differenziert Sie etwas wahrgenommen haben. Außerdem wird Ihnen zunehmend bewusst, welche Situationen Sie wie wahrnehmen.
Die Wechselwirkung zwischen dem Wahrnehmen in der Situation und dem Aufschreiben im Nachhinein kann Ihre Wahrnehmung im Laufe der Zeit differenzieren.